Um über Ruinen zu denken, muss man sich einer ruinierten Denkweise bedienen, der es nicht gelingt, ein System zu formen. Über Ruinen zu denken heißt, nur mit Gedankenüberresten zu denken, einen Gedanken zu erlauben, der aus Bruchstücken gemacht ist, den man nach Art des Kubismus oder der Paranoia oder der Lyrik komponieren muss. Es ist eine Form des Denkens, die immer wieder neu entfacht werden muss, so wie wir uns täglich ernähren müssen. Es sind Einzelteile, die durch Zufall und Notwendigkeit festgehalten werden, von denen wir die meisten verwerfen. Einzelteile, die wir ohne Unterschied verschlingen, Fetzen von Wissen, die von jedem Punkt einer unaufhorlich platzenden Oberfläche kommen, eine einzelne und einzige Welt, die sich in mehrere Plateaus aufbläht, mit verschiedenen Geschwindigkeiten gleichzeitig, sich verlangsamend, im Stakkato, stroboskopisch, träge. Unübersetzte Häppchen, in verschiedenen Maßstäben vermittelte Brocken, die sich verflüchtigen, verdampfen, blenden - gleichgültig.
Ein aus Überresten geformter Gedanke ist eine ruinöse Form des Denkens, mit geflügeltne Worte auf seinem Rücken, die Raum und Zeit artikulieren und desartikulieren, eine Form des Denkens, die lebendige Materie ist, konnektiv, transitiv, die wie Melasse den Zusammenbruch herbeiführt, der Gegenstand und Subjekt des Denkens ist, den langsamen Zusammenbruch, in dem man ausharren, leben, erfinden muss, den Zusammenbruch, der die eigentliche Substanz des Denkens ist, und von dem man sich - weil es nichts anderes gibt - ernähren muss, ein Dach über dem Kopf finden, lernen und lehren, pflegen, warmhalten, Geschichten erzählen.
— Dalie Giroux
To think about ruins, one needs to borrow a ruined way of thinking, one that fails to achieve the form of a system. To think about ruins is to think but with scraps of thoughts, it is offering a thought made of scraps, which is to be composed in the manner of cubism, or paranoia, or lyricism. It is a form of thought which needs to be rekindled over and over, just like we need to feed ourselves everyday. It is pieces grabbed by chance and necessity, of which we drop most, pieces we gulp down without discriminating, scraps of knowledge coming from every point of a surface that is perpetually bursting, a one and only world blowing up in several plateaus, at various speeds simultaneously, throttling, in staccato, stroboscopic, per inertia. Un-mediated morsels, bits mediated at different scales, fading out, evaporating, blinding – indifferently.
A thought made of scraps is a ruinous form of thinking, winged words on its back, articulating and disarticulating space and time, a form of thinking that is living matter, connective, transitive, one that like molasses is bringing about the collapse which is the object and the subject of the thinking, the slow collapse in which one must persist, live, invent, the collapse that is the very substance of thought, and from which – because this is all there is – one has to feed herself, find shelter, learn and teach, care, keep warm, tell stories.
— Dalie Giroux