The paintings are not easy to look at. Not because they are repulsive or difficult to bear, but rather they’re hard to look at due to the fact that Julie Oppermann’s paintings lack a structure or motif that is easy to latch onto. The structural events in in the works are little oriented to the surface of the canvas; it is rather like looking through a window into a space where the physical conditions can hardly be reconciled with ours.
So, what makes Oppermann’s paintings so challenging to view? Simply put, its that we watch our own perception fail. The artist superimposes layers of patterns on top of each other, the interplay of which appeals to our perception in a physically and psycologically affective way: simultaneous contrasts, afterimages, moiré effects, and optical flicker create sensations of vibration and movement, addressing the very border where the eye and brain begin to cease cooperating.
Our perception is always a deception, a simplification of the facts that makes what we perceive “understandable”. Oppermann plays with these shortcuts, triggers the places where our visual sense has to make compromises and thus forces us into reflecting on the concept of what it means to see. Due to the size of her works, it is easy for the viewer to be completely engulfed by this optical challenge. References to op-art and psychedelia are intentional, but at the same time Julie Oppermann goes further than merely presenting optical phenomena:
First, the works build on a solid foundation of color theory. The coordination of colors, which the artist makes work with and against each other in superimposed layers, has an enormous influence on the resulting optical effect. The contrasts that she creates between individual lines, and whole areas of her paintings, create an implied narrative for each work.
Furthermore, the threshold to the concrete can be broken at any time by looking at the paintings up close. At this point, the viewer is able to see the artist’s hand, the thousands of lines or dots laid out and intertwined in layers, and gain insight into how this process, as well as a mixture of both planned and deliberately accepted disruptive effects caused by this working process, ultimately create the actual magic of each painting. For just as Oppermann‘s compositional system allows us to experience the „glitches“ in our perception, it is only the irregularities she allows in the execution that keep our gaze captivated by her motifs, even though we cannot bring them into focus with the eye.
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text by Michael Pohl
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Die Bilder sind nicht leicht zu betrachten. Nicht, weil die Motive abstoßend oder schwer zu ertragen wären im klassischen Sinne gibt es ja gar keine Motive in Julie Oppermanns Malerei. Das strukturelle Geschehen in ihren abstrakten Arbeiten orientiert sich wenig an der Fläche der Leinwand, es wirkt eher, als blicke man durch Fenster in eine Sphäre, deren physikalische Gegebenheiten mit unserer kaum in Übereinstimmung zu bringen sind. Bis auf das Material Farbe, das auf eine Leinwand als Grund aufgetragen wird, haben diese
Arbeiten wenig gemein mit typischen Werken der abstrakten Malerei.
Was ist nun die Herausforderung beim Betrachten von Oppermanns Arbeiten? Es die Tatsache, dass wir der eigenen Wahrnehmung beim Scheitern zusehen: Die Künstlerin legt Schicht um Schicht Muster übereinander, deren Zusammenspiel unsere Wahrnehmung physisch und psychologisch affektiv ansprechen: Simultankontraste, Nachbilder, Moiré-Effekte und optisches Flimmern erzeugen Empfindungen von Vibration und Bewegung, sprechen genau die Grenze an, an der Auge und Gehirn beginnen, die Zusammenarbeit einzustellen.
Unsere Wahrnehmung ist immer eine Täuschung, eine Verkürzung der Tatsachen, die das Wahrgenommene “verstehbar” macht. Oppermann spielt mit diesen Abkürzungen, triggert die Stellen, an denen unser Sehen Kompromisse machen muss, und läßt uns so das Sehen selbst betrachten. Dank der Größe ihrer Arbeiten kann man sich komplett in diese optische Herausforderung einsinken lassen. Bezüge zu Op-Art und Psychedelic sind gewollt, zugleich geht Julie Oppermann aber weiter, als bloße optische Phänomene vorzuführen:
Erstens bauen die Arbeiten auf einem tiefen farbtheoretischen Fundament auf. Die Abstimmung der Töne, die die Künstlerin in übereinander gelegten Schichten gegeneinander wirken lässt, hat einen enormen Einfluss auf die zustandekommen optische Wirkung. Die Kontraste, die sie so zwischen einzelnen Linien und ganzen Bereichen entstehen läßt, sorgen für die eigentliche Erzählung jedes Bildes.
Zweitens läßt sich jederzeit die Schwelle zum Konkreten durchbrechen, indem man die Arbeiten aus der Nähe betrachtet: Dann erkennt man die Spuren der handwerklichen Arbeit, die tausenden angelegten und in Schichten miteinander verschränkten Linien oder Punkte, und erhält einen Einblick, wie dieses Vorgehen sowie eine Mischung aus geplanten und bewußt in Kauf genommenen, durch den Arbeitsprozess bedingten Störeffekten schlußendlich die eigentliche Magie jedes einzelnen Bildes erzeugen.
Denn so wie Oppermanns kompositorisches System uns die “Glitches” in unserer Wahrnehmung erleben läßt, sind erst die Unregelmäßigkeiten, die sie in der Ausführung zuläßt, was unseren Blick an ihre mit dem Auge nicht in den Fokus zu bekommenden “Motive” fesselt.