Nur die Imagination ist schneller als die Lichtgeschwindigkeit. So reisen wir in Sebastian Meschenmosers Bildern in Sekundenbruchteilen von einem entlegenen Winkel des Universums zum andern. Von Bild zu Bild werden wir von einem fremden Planten zum anderen gebeamt. Trotz der außerirdischen Atmosphäre und den exotischen Pflanzen kommen dem ein oder anderen die bühnenartigen, leeren Landschaften aus Unendlichen Weiten vielleicht bekannt vor - die Erinnerung mischt sich ein und vor dem inneren Auge tauchen Szenen von Science-Fiction-Filmen und -Serien wieder auf.
Beam me up Scotty! Captain Kirk, Mr. Spock und Dr. McCoy scheinen sich jeden Moment in einer Wolke aus Glitzer und Licht zu materialisieren, die Phaser sind auf Betäubung gestellt und wir sind mitten in einem fantastischen Abenteuer auf der Suche nach neuen Horizonten.
Tatsächlich zitiert Meschenmoser in seinen Bildern die Szenenbilder für die Oberflächen fremder Planeten aus den Star Trek Folgen aus den späten 1960er Jahren. Sowohl die Titel der Bilder als auch der kulissenhaft stilisierte Aufbau und die hypersaturierte Farbigkeit mit ihren schrillen Magenta-, Pink- und Grüntönen referenzieren die Technicolor-Filmbildern der Paramount Studios in Hollywood.
Space. The Final Frontier (in der deutschen Übersetzung: Das Weltall. Unendliche Weiten) – mit diesem Satz wurde jede der 79 Episoden der originalen Star Trek-Serie eröffnet. Die ersten Staffeln wurden im NBC von 1966-1969 ausgestrahlt, also mitten im Space-Age, dem Weltraumzeitalter, Zeitalter der ersten Mondlandung, in dem der technische Fortschritt sich anscheinend unbegrenzt beschleunigte.
Als die letzte Grenze, die blieb, nach dem der Planet Erde völlig entdeckt und erschlossen schien, bot sich das Weltall mit seinen unendlichen Weiten als Ziel für den Entdeckungsdrang des Menschen an. Vorstellungskraft, Sehnsucht und Neugier mischten sich mit Eroberungslust und dem unersättlichen Expansionsdrang, der unserer Spezies innewohnt: Der letzte Winkel des Alls muss auch noch kolonialisiert und eine Fahne in den Boden eines jeden fremden Planeten gerammt werden!
Beinahe wirkt es so, als bliebe es den fremden Welten in den Bildern der Ausstellung erspart, von Menschen besiedelt zu werden, da der Maler die Zeit angehalten hat, bevor die Crew der Enterprise auf die Oberfläche der Planeten teleportiert wird.
Auch handelt es sich bei den in Öl auf Leinwand gemalten Landschaften nicht um Fan-Art, denn die Bilder schwelgen nicht nur nostalgisch in den Bildwelten der ersten großen Sci-Fi-TV- Produktion, sondern weisen in ihrer Machart auf größere Zusammenhänge hin.
In ihrer altmeisterlichen Ausführung sind die großen Mittelformate sanfte Anspielungen auf die Weiten der Landschaftsmalerei, wie wir sie aus der deutschen Romantik kennen. Die Weite des Meeres und der unbekannte Horizont, wie er uns in der Malerei von Caspar David Friedrich dämmert, ist hier genauso Referenz wie die unendlichen Weiten der Science-Fiction-Serie.
Mögliche Erzählungen lauern hinter jedem Stein und Baum, bleiben der Fantasie und der Erinnerung des Betrachters überlassen.
Generell mischen sich in der Malerei, aber auch in den Illustrationen und Kinderbüchern von Sebastian Meschenmoser (*1980, in Frankfurt am Main) handwerkliche Meisterschaft, Fantasie und ein humorvoller erzählerischer Stil zu fantastischen Bildwelten. Vertreten wird Meschenmoser von der Galerie Greulich (Frankfurt am Main). Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Galerien und Museen im deutschsprachigen Raum ausgestellt. Neben seinen eigenen Publikationen hat er die Unendliche Geschichte von Michael Ende, sowie den Klassiker „Der Wind in den Weiden“ neu illustriert.
-Fritz Bornstück 10/2022